Flipped Classroom – Durch Virtual Exchange internationale Zusammenarbeit stärken
Kurzbeschreibung:
Im Rahmen des Virtuellen Austauschs zum Thema „Lehren und Lernen in der Grundschule im internationalen Vergleich“ arbeiten Studierende der Universität Erlangen-Nürnberg / Deutschland und Studierende der Universität Lettland zu verschiedenen Themen zusammen. Dieser Kurs soll nicht nur die Zusammenarbeit stärken, sondern auch eine Brücke für die physische Mobilität schlagen.
Zielgruppen: Bachelor und Staatsexamen
Ausgangssituation
„Lehrkräfte sind in ihrem beruflichen Umfeld zunehmend gefordert, mit heterogenen, von kultureller Vielfalt geprägten Lerngruppen umzugehen – eine Aufgabe, die sie besser bewältigen können, wenn sie während ihrer Ausbildung interkulturelle Kompetenzen erworben haben.
Die Internationalisierung der Lehrerbildung rückt daher immer mehr in den Fokus.“ (HRK, 2018, S. 3)
Dennoch gibt es zahlreiche Hürden für Lehramtsstudierende, Auslandsaufenthalte zu absolvieren (Wernisch 2016, S. 275-302, DAAD/DZHW 2019, S. 92-94), weshalb die Mobilitätszahlen von Lehramtsstudierenden, insbesondere im Grundschulbereich, in Deutschland und europaweit vergleichsweise gering sind (DAAD/DZHW 2019, S. 93).
Neben den klassischen Formen des Auslandsstudiums und kurzfristigen Auslandsaufenthalten für Praktika rückt daher die Internationalisierung im Inland immer stärker in den Fokus. Dabei geht es um die inhaltliche und methodische Integration von internationalen und interkulturellen Aspekten bis hin zum virtuellen Austausch.
Das Projekt „Lehren und Lernen in der Grundschulpädagogik im internationalen Vergleich“ greift diese Entwicklung auf und bietet ein webbasiertes Lernangebot, in dem Studierende die Möglichkeit haben, zentrale Fragen der Grundschulpädagogik im internationalen Vergleich zu reflektieren und gleichzeitig mit Studierenden internationaler Partnerhochschulen zusammenzuarbeiten.
Ziele
Kognitive Kompetenz: Die Studierenden benennen charakteristische Elemente von Bildungssystemen, Lehren und Lernen an Grundschulen sowie die Bewertung an Grundschulen im internationalen Vergleich.
Digitale Kompetenz: Die Studierenden nutzen digitale Werkzeuge, um effektiv in transnationalen Gruppen zusammenzuarbeiten.
Interkulturelle kommunikative Kompetenz: Die Studierenden kommunizieren effektiv online in interkulturellen Gruppen. Sie lernen verschiedene Perspektiven kennen und reflektieren über ihre eigene Kultur sowie über kulturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede.
Konzepte, Umsetzung, Methoden
Der Kurs wird auf MS Teams gehostet. Diese Plattform kombiniert professionell synchrone und asynchrone Tools und wird sowohl in der Hochschullehre als auch in Schulen eingesetzt. Verschiedene Kanäle (allgemein, Forum, Gruppen…) und Inhaltsreiter (WhoIsWho, Week1+2…) helfen, den Kurs klar zu strukturieren.
Der Kurs basiert auf dem „Shared Syllabus“-Ansatz (O’Dowd, 2018, S. 7) von Virtual Exchange (Ergänzung des Lehrplans um internationale Perspektiven, Entwicklung digitaler und interkultureller Kompetenz).
Es folgt der etablierten Aufgabenabfolge des Progressive Exchange Modells (Müller-Hartmann, O’Dowd & Kollegen der EVALUATE Gruppe, 2019, S. 9):
Aufgabe 1: Informationsaustausch: Gegenseitiges Kennenlernen
Aufgabe 2: Vergleich und Analyse der kulturellen Praktiken
Aufgabe 3: Arbeit an einem gemeinschaftlichen Produkt
Unter Berücksichtigung des erhöhten Arbeitsaufwands (Selbststudium, Zusammenarbeit in transnationalen Teams und synchrone Elemente) und der unterschiedlichen akademischen Zeitpläne ist der Kurs auf einen Zeitraum von 10 Wochen ausgelegt. Es können etwa 12 Studierende jeder Universität teilnehmen, die dann in 3-4 transnationalen Gruppen zusammenarbeiten.
In der ersten Phase des Kurses liegt der Schwerpunkt auf folgenden Aspekten: Einführung in die Kursstruktur und -ziele, gegenseitiges Kennenlernen, Gruppenbildung, Grundsätze der interkulturellen/transnationalen Kommunikation und Zusammenarbeit
Anschließend bearbeiten die Studierenden in ihren transnationalen Teams (3 Studierende der FAU und 3 Studierende der Partneruniversität) die folgenden Themen:
– Bildungssysteme im internationalen Vergleich
– Lehren und Lernen an Grundschulen im internationalen Vergleich
– Bewertung an Grundschulen im internationalen Vergleich
Dem Flipped-Classroom-Design-Ansatz folgend, erarbeiten die Studierenden zunächst wichtige Grundbegriffe zu den jeweiligen Themenblöcken in interaktiven Lernmodulen mit MS-Teams integrierten Aufgaben, die der Vertiefung des Verständnisses dienen. Alle Lernmodule folgen der gleichen, klaren Struktur:
Die Studierenden recherchieren wichtige Fakten über das andere Land, tragen die Ergebnisse in ihrer transnationalen Gruppe zusammen und ergänzen die Ergebnisse um wichtige Aspekte über ihr eigenes Land. Als gemeinsames Produkt der Gruppenarbeitsphasen erstellt jede Gruppe direkt eine PowerPoint-Präsentation in MS Teams zu den Themen Bildungssysteme, Lehren & Lernen und Bewertung. Als Moderatoren übernimmt ein transnationales Tandem die Verantwortung für jedes Gruppenarbeitsprojekt. Die verantwortlichen Moderatoren präsentieren diese Präsentation dann am Ende des Kurses.
Ebenso diskutieren die Studierenden asynchron in ihrem Gruppenforum die Vorteile des jeweils anderen Landes und die Verbesserungsmöglichkeiten für ihr eigenes Land.
Als Ergänzung zu den asynchronen Elementen des Kurses finden alle zwei Wochen synchrone Treffen mit allen Kursteilnehmern statt. Bei diesen Treffen reflektieren die Teilnehmer die Inhalte der Lernmodule sowie die Themen und Prozesse der Zusammenarbeit. Ziel ist es einerseits, die verschiedenen länderspezifischen Aspekte zu vergleichen und zu ergänzen, andererseits können die Studierenden persönliche Erfahrungen zu den verschiedenen Themen und zur transnationalen Zusammenarbeit austauschen. Das Lehrtandem hat Vorbildcharakter. Während der synchronen Sitzungen werden Dialoge mit allen Teilnehmern sowie in den Gruppen geführt, die auf dem Modell des virtuellen Austauschdialogs des online moderierten Dialogs von soliya.net aufbauen. Verschiedene Aktivitäten mit allen Teilnehmern und in den Gruppen dienen ebenfalls der Aktivierung der Studierenden.
Zusätzlich zu den obligatorischen synchronen Treffen gibt es vierzehntägige Sprechstunden und Beratungstermine für Studierende in MS-Teams.
Am Ende des Kurses präsentieren die Studierenden ihre Präsentation im Tandem vor einer neuen Gruppe. Die Präsentationen können auch vor Ort gehalten werden,
während einer Exkursion zur International Students‘ Research Conference in Riga, die im folgenden Semester stattfindet. Die Präsentationen des letzten Kurses wurden während der virtuellen Konferenz auf der gather.town
Plattform gehalten:
Ein freiwilliges Kursangebot soll die Nachteile ausgleichen, dass virtuelle Lernumgebungen oft mit einem geringeren Grad an sozialer Integration einhergehen und der persönliche Austausch schwieriger zu realisieren ist. An zwei zusätzlichen Terminen treffen sich Studierende und Lehrende in gather.twon zu einem informellen Austausch über die Seminarthemen hinaus.
Erfahrungen
Alle Projektteilnehmenden profitierten in hohem Maße von der Kursplanung und -durchführung. Die Dozierenden konnten die Lernerfahrungen der Studierenden bei der Zusammenarbeit über Universitätsgrenzen hinweg verfolgen. So fanden beispielsweise während des Seminars wöchentliche Projektbesprechungen statt. In diesen Sitzungen reflektierten die Teilnehmenden die vorangegangenen Sitzungen, aktualisierten die anstehenden Sitzungen und stellten die Planung fertig. Im Wesentlichen konnten die wichtigsten Ergebnisse des EVALUATE-Projekts (Evaluating the Impact of Virtual Exchange on Initial Teacher Education) aus Sicht der Dozierenden bestätigt werden:
– Der virtuelle Austausch wirkt als Motor für Innovation und internationales Lernen in der universitären Lehre
– Der virtuelle Austausch ist eine komplexe Lernaktivität, die sowohl die Integration in einen formalen Bildungsrahmen als auch die Anleitung durch Lehrkräfte erfordert.
– Der Erfolg des virtuellen Austauschs hängt vom persönlichen Engagement ab
Erfolgskriterien
Engagement und großer Einsatz des Lehrertandems vor, während und nach dem Kurs
Engagement und große Einsatzbereitschaft der Studierenden in ihren transnationalen Gruppen während des Kurses
Flexibilität, Gelassenheit und Humor des Lehrtandems vor, während und nach der Durchführung des Kurses
Flexibilität, Gelassenheit und Humor der Studierenden während der Durchführung des Kurses
Weitere Informationen
Weitere Einzelheiten zu Struktur, Inhalt und Zielen des Kurses finden Sie hier.
Baroni, Alice; Dooly, Melinda; Garcés García, Pilar; Guth, Sarah; Hauck, Mirjam; Helm, Francesca; Lewis, Tim; Mueller-Hartmann, Andreas; O’Dowd, Robert; Rienties, Bart; Rogaten, Jekaterina. (2019). Evaluating the impact of virtual exchange on initial teacher education: a European policy experiment. Research-publishing.net. https://doi.org/10.14705/rpnet.2019.29.9782490057337
Baroni, Alice; Dooly, Melinda; Garcés García, Pilar; Guth, Sarah; Hauck, Mirjam; Helm, Francesca; Lewis, Tim; Mueller-Hartmann, Andreas; O’Dowd, Robert; Rienties, Bart; Rogaten, Jekaterina. (2019). Executive summary – the key findings from the EVALUATE European policy experiment project on the impact of virtual exchange on initial teacher education. Research-publishing.net. https://doi.org/10.14705/rpnet.2019.30.9782490057344
DAAD/DZHW (2019) Wissenschaft weltoffen. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland. Wbv Media Bielefled.
O’Dowd, R. (2018). From telecollaboration to virtual exchange: state-of-the-art and the role of UNICollaboration in moving forward.
Journal of Virtual Exchange, 1, 1-23. Research-publishing.net. https://doi.org/10.14705/rpnet.2018.jve.1
Müller-Hartmann, A., O’Dowd, R., & colleagues from the EVALUATE Group. (2019). A training manual on telecollaboration for teacher trainers.
https://www.unicollaboration.org/wp-content/uploads/sites/3/2020/08/Training-Manual_Final_EVALUATE.pdf
Wernisch, D. V. (2016). Internationalization and Student Mobility in Teacher Education: Internationalizatiion Models, Diffusion Barriers and Recommendations for Policy and Higher Education Institutions (Doctoral thesis, University of Freiburg, Germany). Retrieved from https://phfr.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/651