Open Educational Resources (OER)
Das Potenzial freier Bildungsressourcen (Open Educational Resources) an Hochschulen ist groß. Sie eignen sich für die Gestaltung der Lehre, für das Veröffentlichen von Forschungsergebnissen und Lehrmaterial, um Zeit und Kosten zu sparen und, mit Blick auf das große Ganze, für ein Ideal mit freier Bildung.
Was sind OER?
Open Educational Resources (OER) sind jegliche Arten von Lehr-/Lern-Materialien, die gemeinfrei oder mit einer freien Lizenz bereitgestellt werden. Das Wesen dieser offenen Materialien liegt darin, dass jedermann sie legal und kostenfrei vervielfältigen, verwenden, verändern und verbreiten kann. OER umfassen Lehrbücher, Lehrpläne, Lehrveranstaltungskonzepte, Skripte, Aufgaben, Tests, Projekte, Audio-, Video- und Animationsformate.
Warum OER?
Brückenkurse, Grundlagenwissen, Tutorien beinhalten meistens gleiche Lerninhalte. Wenn diese Inhalte einmal gut didaktisch aufbereitet und formuliert wurden, könnten sie weiterverwendet und angepasst werden und müssen nicht noch einmal mit anderen Worten erstellt werden. So entsteht Zeit für weitere Erstellung von neuen Lernmaterialien.
Im Wesentlichen setzt sich die Motivation hinter Open Education aus drei wichtigen Aspekten zusammen:
Einhergehend mit der Open Access-Debatte: „Wissen ist ein öffentliches Gut und sollte daher der Öffentlichkeit zugänglich sein“. Die William and Flora Hewlett Foundation stellt lediglich fest: „Das Herzstück der Open-Educational-Resources-Bewegung ist die einfache und mächtige Idee, dass das Wissen der Welt öffentliches Gut ist und dass die Technologie im Allgemeinen und das World Wide Web im Besonderen eine ausgezeichnete Gelegenheit für jeden darstellen, Wissen zu teilen, zu nutzen und wiederzuverwenden.” (IJEDICT, 2009)
Inspiriert von innovativen Lehr- und Lernmethoden (siehe Modul 5): „Konzepte wie individuelle Lernumgebungen und ‚Flipped Classroom‘ erfordern freie Inhalte“. Was damit gemeint ist, kann man im Text von Gregory Zobel nachlesen: „Why open educational resources (OERs) are important for critical pedagogues“ (2015).
Welche Vorteile bietet der Einsatz von OER?
Das Recht, Kopien des Inhalts anzufertigen, zu besitzen und zu kontrollieren.
Das Recht, den Inhalt in unterschiedlichen Zusammenhängen zu verwenden.
Das Recht den Inhalt zu bearbeiten, anzupassen, zu verändern oder umzugestalten.
Das Recht, einen Inhalt im Original oder in einer Bearbeitung mit anderen offenen Inhalten zu verbinden und daraus etwas Neues zu schaffen.
Das Recht, Kopien eines Inhalts mit Anderen zu teilen, im Original oder in Überarbeitungen.
Wie erkenne ich OER?
Open Educational Resources werden in der Regel unter freien Lizenzen veröffentlicht. Die bekanntesten sind die Creative Commons Lizenzen.
Creative Commons (CC) ist eine Organisation, die standardisierte Lizenzen erstellt hat, welche es Urhebern ermöglichen, ihre Werke unter bestimmten Bedingungen zu teilen und zu verbreiten. Creative Commons-Lizenzen sind als Alternative zu den traditionellen “All Rights Reserved”-Urheberrechtslizenzen gedacht und wurden entwickelt, um das Anpassen, Teilen und Wiederverwenden von Inhalten zu fördern, während gleichzeitig die Rechte der Urheber bewahrt werden.
Es gibt verschiedene Typen von Creative Commons-Lizenzen, die unterschiedliche Bedingungen für die Verwendung von urheberrechtlich geschützten Werken festlegen. Hier sind die grundlegenden Elemente einer typischen Creative Commons Lizenz:
- Namensnennung (Attribution, “BY”): Dieses Element erfordert, dass der Urheber des Werkes genannt wird.
- Nicht-kommerziell (Non-commercial, “NC”): Dieses Element verbietet die Nutzung des Werkes für kommerzielle Zwecke.
- Keine Bearbeitungen (No derivatives, “ND”): Dieses Element verbietet die Bearbeitung oder Veränderung des Werkes.
- Weitergabe unter gleichen Bedingungen (Share alike, “SA”): Dieses Element erfordert, dass das bearbeitete Werk unter derselben Creative Commons-Lizenz veröffentlicht wird.
Die Urheber können diese Elemente kombinieren, um die Bedingungen festzulegen, unter denen andere ihr Werk verwenden dürfen. Zum Beispiel kann ein OER-Lehrbuch unter der Creative Commons-Lizenz “CC BY-SA” veröffentlicht werden. Das bedeutet, dass es frei verwendet, angepasst und verbreitet werden kann, solange der Urheber genannt und die bearbeitete Version unter derselben Lizenz veröffentlicht wird.
Creative Commons-Lizenzen ermöglichen es Urhebern, ihre Werke zu teilen und zu verbreiten, während sie gleichzeitig die Rechte und Bedingungen für die Nutzung festlegen.
Die Lizenzen fördern die offene Kultur des Teilens und der Zusammenarbeit, die im Kontext von OER von großer Bedeutung ist, da sie die freie Verbreitung von Bildungsmaterialien ermöglichen und den Zugang zu Bildung für alle fördern.
ACHTUNG: Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Creative Commons-Lizenzen rechtliche Vereinbarungen darstellen und es wichtig ist, die Bedingungen jeder Lizenz sorgfältig zu überprüfen und zu befolgen, um die Rechte der Urheber und die Nutzung von OER im Einklang mit den Lizenzbedingungen zu gewährleisten.
Die StudOn-Plattform der FAU unterstützt Sie dabei, ausgewählte Kursinhalte wie Lernmodule, Glossare oder Dateien als OER-Materialien zu veröffentlichen.
Wie finde ich OER?
Das Internet bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, um freie Bildungsressourcen zu finden. Die verschiedenen Portale sowie Webseiten sind oft unbekannt. Bei der Suche sollen Sie sich darüber im Klaren sein, welche Art von Medium benötigt wird.
- OERSI
- Open Educational Resources Suchindex, eine zentrale Plattform zur Suche nach freien Bildungsmmaterialien
- OpenVerse
- Eine umfangreiche Bibliothek mit kostenlosen Stockfotos, Bildern und Audiodateien, die zur freien Verfügung stehen.
- CC Search
- Gängigste Suchmaschine für OER. Filtert direkt nach Lizenzbedingungen. Man könnte es auch als das Schweizer Taschenmesser zum Suchen und Finden von OER bezeichnen.
- OER Hoernchen
- OER Commons
- Engl. Suchmaschine für OER. Filtermöglichkeit nach Bildungslevel vorhanden.
- OpenStax CNX Library
- Freie Bücher und Folien zu einem breiten Themenumfang – englischsprachig
- Wikibooks
- Freie Bücher auf Wikipedia
- L3T
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Handbuch Open Content
- OER aus Bayern
- Frei verfügbare Lernmaterialien für die Hochschullehre (https://oer.vhb.org/edu-sharing/components/search)
- OpenLearnWare der TU Darmstadt (https://openlearnware.tu-darmstadt.de/)
- Vorlesungen zu den Fachbereichen der Natur-, Geistes- und Ingenieurswissenschaften
- OpenEducationEurope (https://www.openeducationeuropa.eu/de)
- Material zum Thema E-Learning/Gestaltung von E-Learning
- OpenCourseWare des Massachusetts Institute of Technology (MIT) (https://ocw.mit.edu/index.htm)
- Kursmaterial zu Kursen aller Fachbereiche
- OpenMichigan (https://open.umich.edu/find/find-open-educational-resources)
- Umfasst breiten Themenbereich u.a. Rechtswissenschaften, Mathematik, Bildungswissenschaft und Medizin
- Open Yale courses (https://oyc.yale.edu/courses)
- Umfasst breiten Themenbereich, meist unter CC BY SA lizensiert
- Bilddatenbanken
- Google Images (https://images.google.de/): Google-Bildersuche; unter „Sucheinstellungen“ können Bilder mit Lizenzangabe gefunden werden
- Pexels (https://www.pexels.com/): Große Bilddatenbank mit Fotos unter der CC0-Lizenz. Gute Suchfunktion. Fotoqualität gestalterisch sehr gut. Wenig Werbung. Es werden keine kostenpflichtigen Fotos angeboten. Keine Registrierung notwendig.
- Pixabay (https://pixabay.com/de/): Bilder und Videos (verschiedenster Themenbereiche) frei von Urheberrechten CC0 – auf den Zusatz „redaktionelle Nutzung achten“
- Videodatenbanken
- YouTube (https://www.youtube.com/): Youtube-Suche nach freier Lizenz möglich, breiter Themenbereich
- Vimeo (https://vimeo.com/de/): Videomaterial zu breitem Themenbereich
- Open Learnware der TU Darmstadt (https://openlearnware.hrz.tu-darmstadt.de/): E-Lectures der TU Darmstadt zu Ingenieur- Natur- und Geisteswissenschaften mit unterschiedl. CC Lizenzen
- Audiodatenbanken
- Jamendo (https://www.jamendo.com/): Musikportal, auf dem Künstler ihre Musik unter Creative-Commons- Lizenzen veröffentlichen; Download ist daher kostenlos und es steht viel Musik auch zur Verwendung in eigenen Videos zur Verfügung
- Soundcloud (https://soundcloud.com/): Umfangreich, Filter zu Lizenzen einstellbar
- CC0 Musik (http://cc0.oer-musik.de/musik): Aufnahmen klassischer Musik, die aufgrund des Alters unter Public Domain (CC0) stehen.
- Medienpädagogik Praxis Blog: Eine weiterführende umfangreiche Linkliste zum Thema Musik
- Class Central (https://www.classcentral.com/)
- Aggregator für MOOCs vieler verschiedener Provider aus der ganzen Welt, umfasst u.a. Kurse der TU Berlin
- iMoocX (http://imoox.at/wbtmaster/startseite/)
- MOOC-Plattform der Karl-Franzens-Universität Graz und der Technischen Universität Graz
- OLW OpenLearnWare (https://openlearnware.tu-darmstadt.de/)
- Onlineplattform der TU Darmstadt für freie Lehr- und Lernmaterialien
- openHPI (https://open.hpi.de/courses)
- MOOCs des Hasso Plattner Instituts zum Bereich Informationstechnologien in deutscher und englischer Sprache
- MIT Open Course Ware (https://ocw.mit.edu/index.htm)
- MOOIN (https://www.oncampus.de/mooin)
Wie nutze ich OER?
Die Möglichkeiten der Nutzung von OER sind vielfältig. Im Allgemeinen empfiehlt es sich, jene Inhalte mit freien Bildungsmaterialien anzureichern, die einer Veröffentlichung bevorstehen oder im öffentlichen Kontext Verwendung finden. Frei zugängliche Grafiken, Videos oder Texte sollen zudem die eigenen Materialien sinnvoll ergänzen – und nicht umgekehrt.
Die TULLU-Regel:
Titel – wie ist das Material benannt? Wenn ein Titel angegeben ist, sollte dieser genannt werden.
Urheber*in – wer hat das Material erstellt? Der Name muss so angegeben werden, so wie ihn der/die Urheber*in genannt hat, auch wenn es sich um Nutzernamen, einen Gruppen-, Firmen- oder Vereinsnamen handelt.
Lizenz – unter welcher Creative Commons Lizenz ist das Material veröffentlicht worden? Die Lizenzversion muss mit allen Bestandteilen genannt werden (siehe Beispiel unten), dazu gehört auch die Versionsnummer und ggf. die Angabe, ob es sich um eine portierte (an die Gesetzgebung eines Landes angepasste) Version handelt.
Link zur Lizenz – wo ist der Lizenztext zu finden? Ein Link auf die Lizenz muss angegeben sein (bei Printprodukten wird der Link ausgeschrieben). Sehr unüblich, aber möglich ist es, anstelle eines Links eine Kopie des Lizenztextes mit dem Werk zu verbreiten.
Ursprungsort – wo ist das Material zu finden? Ein Link auf den Fundort ist notwendig, damit Nachnutzer*innen den Ursprung nachvollziehen können.
Quelle: https://open-educational-resources.de/oer-tullu-regel/
Bei der Erstellung eigener Materialien (unabhängig davon, ob sie OER sind oder unter klassischem Copyright stehen) ist sorgfältiger Umgang mit Fremdmaterial und insbesondere wissenschaftlichen Quellen wichtig. Das richtige Zitieren aus fremden Werken will gelernt sein. Was zuerst sehr kompliziert aussieht, kann mit etwas Übung zu Routine werden. Wichtig ist, dass Lehrpersonen selbst erstellte OER mit CC-Lizenzangaben versehen.
Lizenzhinweis: Die verwendete Grafik „Kombination von Materialien und Lizenz für mögliche Remixes“ von Sandra Schön steht unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.
In StudOn können Sie ausgewählte Kursinhalte wie Lernmodule, Glossare oder Dateien in einem öffentlichen Bereich freigeben. Sie finden dazu auf dem „Export“ –Reiter Ihrer Objekte einen Assistenten, der Sie mit Checklisten und Lizenzauswahl bei der Freigabe unterstützt. Ausführliche Erklärungen und Anleitungen finden Sie in den Leitfäden und Hilfen auf dieser Seite.
OER Verbreiten?
Das Konzept der OER steigt und fällt mit dessen Verbreitung. Da sich die Aufmerksamkeit vom Ersteller hin zum Material verschiebt, fürchten Lehrpersonen einen Reputationsverlust, vergessen dabei jedoch, dass Materialien durch ein gemeinsames Bearbeiten an Qualität gewinnen können. Indem mehr OER vorhanden sind, erhöht sich außerdem der Nutzungsgrad des Materials und damit der Bekanntheitsgrad des Autors.
Eventuell bestehen in den jeweiligen hochschulischen Einrichtungen bereits Strukturen, die OER anbieten bzw. unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlichen. Sollte dem nicht so sein, stellen die Gründung von Arbeitskreisen, Gespräche in Gremien, die Zusammenarbeit mit Universitätsbibliotheken oder auch der unorganisierte Austausch mit Dozierenden und Forschenden denkbare Ausgangspunkte für eine universitäre OER-Kultur dar.
OER aus Bayern: Frei verfügbare Lernmaterialien für die Hochschullehre