Flipped Classroom – Vorbereitung auf Feldpraktika aktivieren (NewNormal/INKULT)

Logo der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der FAU
Logo der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der FAU

Kurzbeschreibung:

Die Archäologiestudierenden wurden durch Lehrvideos auf die Feldmaßnahmen vorbereitet, um den erhöhten Lehr- und Betreuungsaufwand im Zusammenhang mit technischen Geräten und digitalen Lösungen zu bewältigen. Die Videos ermöglichten eine individuelle Vorbereitung und reduzierten die Einarbeitungszeit vor Ort. Nach positivem Feedback wurden weitere Videos zur Kontextvermittlung angestrebt. Das Flipped Classroom-Konzept wird langfristig für Feldmaßnahmen genutzt.

Zielgruppen: Bachelor und Master

Ausgangssituation

Ein zentraler Bestandteil des Archäologiestudiums sind Feldmaßnahmen wie Ausgrabungen und Prospektionen, die der Gewinnung von Primärdaten für die archäologische Forschung dienen. Bisher wurde die Ausbildung ausschließlich in Form eines Praktikums auf den Feldmaßnahmen selbst durchgeführt. Durch den zunehmenden Einsatz technischer Geräte und digitaler Lösungen in der Feldforschung hat sich jedoch die Effektivität der Arbeit deutlich verbessert, was jedoch zu einem erhöhten Lehr- und Betreuungsaufwand führt. Dies hat Auswirkungen auf die Qualität der praktischen Ausbildung, da immer mehr technische und digitale Abläufe in begrenzter Zeit vermittelt werden müssen und wenig Raum für wiederholendes Üben bleibt. Zudem kann immer nur eine kleine Anzahl von Personen gleichzeitig in die Nutzung der kostspieligen Geräte eingewiesen werden, was zu Engpässen in der Geräte- und Vermessungsausbildung führt.

Ziele

Die theoretische Grundlagenausbildung an den im Feld eingesetzten Geräten und Programmen soll in das Vorfeld der Maßnahme verlegt werden, so dass im Feld mehr Zeit für die praktische Anwendung bleibt. Dies ermöglicht den Studierenden eine individuelle, repetitive und eigenständige Lerngeschwindigkeit. Ein kontinuierlicher Zugriff auf Lehrmaterialien während der praktischen Arbeit wird weiterhin gewährleistet.

Das Ziel dieses neuen Ausbildungskonzepts ist es, den Absolventen und Absolventinnen optimale Voraussetzungen für das Berufsleben in Forschung oder Privatwirtschaft zu bieten. Die Zielgruppe umfasst Studierende der Archäologischen Wissenschaften sowohl in Deutschland als auch im Ausland, sowie Fachwissenschaftler und Grabungstechniker/-innen, die auf die gleiche Soft- und Hardware zurückgreifen.

Konzepte, Umsetzung, Methoden

Für jedes Gerät wurde eine Lehrfilmreihe geplant und im Vorfeld der Feldmaßnahmen online zur Verfügung gestellt. Die Studierenden wurden dadurch auf die Feldmaßnahmen vorbereitet. Methodisch wurden Lehrfilme erstellt, die das theoretische Funktionsprinzip (teils mit eigenen Grafiken), den Aufbau, Abbau und die Benutzung der Geräte sowie das Auslesen der Daten zeigten. Die Filme wurden mit Untertiteln in deutscher und englischer Sprache unterlegt, um Inklusion und Barrierefreiheit zu gewährleisten. Die Kommunikation erfolgte vor den Feldmaßnahmen über E-Mail, Studon, WhatsApp und persönliche Treffen.

Während der Feldmaßnahmen wurden die Geräte eingesetzt. Das Vorwissen der Studierenden nach dem Betrachten der Videos führte zu einer verkürzten Einarbeitungszeit bei der praktischen Anwendung. Nach der ersten Feldmaßnahme fand eine erste Evaluation mittels Fragebögen statt. Die Studierenden hatten sich unterschiedlich intensiv vorbereitet, einige hatten beispielsweise nicht alle Videos angesehen. Dadurch gab es deutliche Unterschiede im Verständnis der Geräte und ihrer Benutzung während des Einsatzes im Feld.

Anfangs wurden die Videos nur auf dringendes Anraten der Dozierenden angesehen. Inzwischen empfehlen sich die Studierenden teilweise gegenseitig die Lehrfilme. Die Studierenden haben jederzeit die Möglichkeit, die Lehrvideos in ihrem eigenen Lerntempo zu nutzen.

Zur Unterstützung der Projektverantwortlichen wurden zwei Hilfskräfte eingesetzt, welche zuständig waren für die Erstellung der deutschen und englischen Untertitel sowie die Videobeschreibung und Zugänglichkeit, den Videodreh, den Videoschnitt, die Kamera, die Farbkorrektur, die Audiobearbeitung, die Thumbnails, die Videobeschreibung und das Drehbuch.

Zentrale Serviceangebote und genutzte Unterstützung

  • Didaktische Beratung
  • Finanzmittel für Hilfskräfte
  • Konzeptionelle Beratung
  • Technische Beratung

Erfahrungen

Die Videos wurden erfolgreich gedreht. Durch zunehmende Routine beim Videoschnitt konnte die Produktion immer schneller und effektiver erfolgen. Nach den ersten beiden Feldmaßnahmen, die nach Fertigstellung der Videos stattfanden, haben die Dozierenden immer mehr positives Feedback erhalten, teilweise mit Verbesserungsvorschlägen.

Es besteht die Notwendigkeit, mehr einleitende Videos zum Kontext des Geräteeinsatzes zu drehen, da viele Studierende noch keine praktische Erfahrung haben und kein klares Bild von den aktuellen Arbeits- und Anforderungsprofilen eines Archäologen haben.

Für die Weiterentwicklung der Lehrvideos wird noch deutlich mehr Zeit benötigt, um sie noch professioneller zu gestalten.

Die Studierenden haben einen ersten Eindruck von den Geräten erhalten. Ein vollständiges Verständnis erfolgte jedoch erst durch den praktischen Einsatz im Gelände, wo bestehende Verständnislücken geschlossen werden konnten. Die Lernenden waren bereits auf mögliche Fehlerquellen vorbereitet und wussten, wie diese vermieden werden können. Durch die wiederholte Anwendung im Feld konnte das Wissen zusätzlich gefestigt werden.

Die Rolle der Lehrenden hat sich kaum verändert. Ohne den praktischen Teil und das wiederholte Üben im Gelände wäre es für die Studierenden äußerst schwierig, die erforderlichen Fähigkeiten zu erlernen. Zudem müssen die Dozierenden die Arbeit der Studierenden betreuen, da der Lehrbetrieb in die Forschungsarbeit integriert ist. Beispielsweise sollte die Einrichtung eines Vermessungssystems für eine archäologische Ausgrabung keine Fehler enthalten.

Der Aufwand wurde von den Lehrenden deutlich unterschätzt. Der Nutzen lässt sich für sie nicht quantifizieren, da sie nicht überprüfen können, wie intensiv die Studierenden auf die Videos zugreifen. Jedoch zeigen Nachfragen von Lehrenden anderer Universitäten, dass die Videos auch überregional genutzt werden.

Das Flipped Classroom Konzept ist bereits so ausgelegt, dass es ab jetzt und so lange wie möglich für alle Feldmaßnahmen der Archäologischen Wissenschaften an der FAU verwendet werden kann. Feldmaßnahmen, wie Prospektionen (die Suche nach Fundplätzen) und archäologische Ausgrabungen, finden mehrmals im Jahr statt, wodurch ein entsprechend hoher Bedarf besteht.

Erfolgskriterien

Wir würden empfehlen, sich für weniger Themen (Geräte) Lehrfilme vorzunehmen. Bei den Geräten sollten vor allem solche ausgewählt werden, bei denen Firmwareupdates nicht zum kompletten Re-Design der Gerätebenutzung führen.

Weitere Informationen

YouTube-Channel „Institut für Ur- und Frühgeschichte Erlangen

Diachrone Landschaftsarchäologie im Spätneolithikum und in der Kupferzeit in Siebenbürgen und der Moldau (Moldova), Rumänien

Website des „Institut für Ur- und Frühgeschichte

 

Förderzeitraum

NewNormal | INKULT Wintersemester 2022/23

Fakultäten/Fachbereiche

Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie

Lehrstuhl

Prof. Dr. Doris Mischka, Lehrstuhl für jüngere Urgeschichte mit dem Schwerpunkt Neolithikum und Ältere Metallzeiten

Lehrveranstaltungen
  • Praktikum
  • virtuelle Exkursion
Zielgruppe
  • Bachelor
  • Master
Didaktische Aktivitäten
  • aktivieren/motivieren
  • vermitteln/präsentieren
Digitale Tools
  • Forum
  • Lernmodul
  • Mediacast
Projektverantwortliche

Prof. Dr. Doris Mischka & Dr. Carsten Mischka, Institut für Ur- und Frühgeschichte

Schlagworte

Flipped Classroom

Video

Zurück zur Übersicht